Es ist immer wieder ein viel diskutiertes Thema: Zucker. Ich persönlich finde, es gibt meist viele Meinungen dazu und doch zu wenig Klarheit. Durch Jörg Krebber, meiner aktuellen Ausbildung zur Heilpraktikerin sowie weiteren Ausbildungen, Kursen und Vorträgen, die ich besuchen durfte, habe ich mir letztlich jedoch ein ziemlich übersichtliches Bild dazu verschaffen können. Und dieses möchte ich heute mit euch teilen:
Zunächst einmal die Frage, was ist Zucker?
Zucker sind Kohlenhydrate. Diese bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Es gibt komplexere und einfachere Formen von Kohlenhydraten, diese bezeichnet man als:
Monosaccharide (Einfachzucker)
Disaccharide (Zweifachzucker)
Polysacharide (Vielfachzucker)
Einfachzucker bestehen aus nur einem Zuckermolekül. Zu Einfachzuckern gehören: Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker), Galaktose (Schleimzucker).
Zweifachzucker bzw. Doppelzucker, bestehen aus zwei Zuckermolekülen. Dazu gehören: Rohrzucker, Malzzucker, Milchzucker.
Vielfachzucker, oder auch Mehrfachzucker genannt, haben mehrere aneinander hängende Zuckermoleküle. Dazu gehören: Stärke (in Getreide), Zellulose (Pflanzenfasern).
Kohlenhydrate sind ein wichtiger Energielieferant unserer Ernährung. Anders ausgedrückt: wir brauchen Zucker. Doch wie wir sehen, ist Zucker nicht gleich Zucker. Um das zu verstehen, müssen wir uns genauer ansehen, was in unserem Körper damit passiert.
Nehmen wir mal an, wir essen eine Schale Reis. Reis beinhaltet Polysaccharide, also mehrteilige Ketten von Zuckermolekülen. In unserem Mund zerteilt die im Speichel enthaltene Amylase bereits die ersten Ketten zu kleineren Ketten bis hin zu Zweifachzuckern.
Im Zwölffingerdarm werden diese Ketten dann weiter zu Zweifachzuckern und teilweise Einfachzuckern gespalten. Im Dünndarm werden dann die restlichen Zweifachzucker zu Einfachzuckern gespalten und resorbiert, d.h. von der Darmschleimhaut aufgenommen und über die Leber in unseren Blutkreislauf gebracht, worüber unsere Zellen genährt werden.
Wir merken also, erst der Einfachzucker gelangt ins Blut.
Das wiederum bedeutet, umso länger die zu teilende Kette ist, umso länger braucht der Zucker, um ins Blut zu gelangen. Essen wir also Getreide wie Reis, gelangt der enthaltene Zucker Stück für Stück ins Blut. Essen wir dagegen Einfachzucker wie Fruktose (Obst), muss der Zucker nicht erst gespalten werden und kann deutlich schneller ins Blut. Das wiederum bedeutet einen plötzlichen Anstieg des Blutzuckerspiegels und dadurch eine notwendigerweise hohe Insulinausschüttung.
Damit kommt ein gesunder Körper klar, doch haben wir das täglich mehrmals, wird es herausfordernd. Es ist also empfehlenswert, auf langkettige Kohlenhydrate zurück zu greifen um unserem Körper eine langanhaltende und stressfreiere Art und Weise der Energiegewinnung zu ermöglichen.
Zu dem Thema Zucker gehört auch immer wieder die Frage nach Obst. Wie wir oben gesehen haben, ist Fruktose ein Einfachzucker. Essen wir Obst, erzeugt das also wie auch bei Glukose einen raschen Anstieg des Blutzuckers. Aus dieser Perspektive ist es also nicht ratsam, häufig große Mengen an Obst zu verzehren.
Doch oft stößt diese Aussage an Unverständnis, gehört Obst doch vermeintlich zu einem gesunden, natürlichen Lebensmittel.
Um darauf eingehen zu können, möchte ich zunächst klären, was überhaupt natürlich bedeutet. Natürlich bedeutet: "aus der Natur stammend", "im Einklang mit der Natur" oder auch "von der Natur gegeben".
Da komme ich unweigerlich zu der Frage: Leben wir (noch) natürlich?
Leben wir noch so, wie die Natur es für uns vorgesehen hat? Leben wir in Einklang mit der Natur? Sind wir noch Teil des natürlichen Kreislaufes?
Ich würde sagen nein. Unsere moderne Lebensweise hat sich stark von einem Leben in und mit dem Rhythmus der Natur abgewendet. Wir wohnen in Hochhäusern in Großstädten, in denen es kaum noch wild wachsende Pflanzen und frei lebende Tiere gibt. Wir arbeiten mehr als es gut für uns ist, setzen uns Dauerstress aus, der unseren gesamten Organismus massiv belastet, fahren Autos anstatt uns zu bewegen, atmen Abgase und andere Giftstoffe, essen Lebensmittel, die wir aus dem Supermarkt gekauft haben und die meist weder der Region noch Jahreszeit entsprechen. Zudem ist unser Essen und unser Wasser durch Pestizide, Hormone, Medikamentenreste und andere Dinge extrem belastet, womit unser Körper dann auch wieder zurechtkommen soll.
Kurz gesagt: Wir haben uns eine Lebensform kreiert, die fern von natürlich ist.
Können wir unter solchen Umständen überhaupt noch damit argumentieren, dass die Natur uns aber dieses und jenes Lebensmittel mit Grund zur Verfügung gestellt hat? Müssen wir unsere Ernährung denn nicht auch unserem heutigen Lebensstil und äußeren Umständen anpassen? Meiner Meinung nach funktioniert es nicht, nur eine Seite des Bildes zu betrachten. Um ein umfangreiches Verständnis für eine gegebene Situation zu erhalten, müssen wir uns also das gesamte Bild ansehen. Wenn wir also ein Leben führen, dass unseren Körper und unsere Psyche in vielerlei Hinsicht massiv belastet, ist es umso wichtiger, mit unserer Ernährung das bestmögliche zu tun. Das können wir uns wie eine Waage vorstellen: haben wir viele Stressfaktoren für unseren Körper, müssen wir umso mehr auf der anderen Seite entgegenwirken, um die Balance halten zu können. Wir sollten also versuchen, beim Thema Ernährung unserem Körper möglichst wenig Hürden zu stellen, denn er hat bereits mit einer Reihe anderer Probleme zu tun. Das bedeutet, es ist durchaus produktiv zu verstehen was in der Natur wie läuft und sich auch in Bereichen wie der Ernährung danach zu richten, allerdings mit Blick auf den gesamten Zusammenhang, die gesamte Situation, den kompletten Lebensstil.
Und: sich an der Natur zu orientieren bedeutet auch, nach Saison und Region vom Menschen unveränderte Lebensmittel nach Möglichkeit in ihrer ganzen Form zu essen. Das heißt, laufen wir durch einen Wald und finden einen Himbeerstrauch, ist an dieser Pflanze weit mehr essbar, als nur ihre Früchte. Die Natur ist klug, sie hält alles in Balance. Essen wir also auch die essbaren Blätter, Wurzeln, Schalen und Kerne der jeweiligen Pflanzen, dürfen wir dieses ausbalancierte Gleichgewicht für unseren Körper nutzen. Dazu gehört übrigens auch, Pflanzen nicht abzuwaschen (was dank Pestiziden und Co. heute leider nicht mehr so gut ist) und dadurch Mineralien und hilfreiche Bakterien aus dem Boden mitzuessen. Sich an der Natur zu orientieren bedeutet, sich vielfältig zu ernähren und alles von der Natur zur Verfügung gestellte* zu nutzen und sich gleichzeitig den natürlichen Gegebenheiten wie Jahreszeit und Region anzupassen. Vielfältigkeit und eine natürliche Lebensweise bedeutet also nicht, im Januar in Deutschland Bananen und Mangos zu essen.
Die 5-Elemente Ernährung anzuwenden heißt demnach nicht, ausschließlich auf Zucker und Lebensmittel wie Obst zu verzichten. Sie bedeutet vielmehr, die Natur wieder in ihrer Gesamtheit zu nutzen, draußen zu sein und zu leben, auf alle in der Natur verfügbaren Lebensmittel zurückzugreifen, viele Kräuter und grüne Pflanzen zu essen und dann die seltene Frucht, die uns über den Weg läuft, mit Schale, Kernen und Blättern zu verzehren.
*Hinweis: einiges an Obst und Gemüse, das wir kennen, ist weit entfernt davon, wie die Natur es uns ursprünglich gegeben hat. Ein Großteil unserer Lebensmittel wurde durch Menschenhand durch die eine oder andere Art und Weise verändert. So waren Trauben früher beispielsweise kleiner und bestanden aus eben so vielen Kernen wie Fruchtfleisch, Äpfel waren weniger Fruktosehaltig , Karotten zäh und erdig (um nur einige Beispiele zu nennen).
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